25
Jan
2007

12. Einheit vom 25. Jänner 2007

Krieg, Militär und Geschlecht im 20. Jh. von Elfriede Hämmerle

1982 Geoffrey Best: We need to concern ourselves with the women, who had very little part in our story.
2000 Martin van Creveld: „Men, Women and War“ – viel Aufsehen, weil gegenwärtige Entwicklung im Vergleich der Geschlechter: Er behauptet, dass Feministinnen behaupten, dass diese nicht wegen der Anatomie sondern wegen Ideologie und Kultur die Ursache ist, ein Konstrukt des Geschlechts.

Van Creveld’s Buch ist also gegen die Frauen- und Geschlechtergeschichte vorgegangen, es ist die Antwort eines Militärhistorikers darauf, dass die Frauen in die letzte Männerbastion eindringen. Van Crefeld versucht zu belegen, dass Frauen nie gekämpft hätten sondern nur Maskottchen oder Mannweiber.

2003 van Creveld: „Das bevorzugte Geschlecht“: Es ist eine Antwort, dass Frauen eben nicht immer unterdrückt wurden. Es ist zu sehen, dass die Themen Krieg Militär und Geschlecht zu einem großen Diskussionsthema geworden sind.

4 Schritte:

1) Paradigmenwechsel: Militärgeschichte → „New Military History“ (kritische Militärgeschichte); Frauengeschichte → Geschlechtergeschichte (inkl. Männergeschichte). Sehr wichtig waren dabei die Kriege in Ex-Jugoslawien, die Auswirkungen auf Geschlechter wurden erstmals sehr ausführlich untersucht.

2) Brüche und Kontinuitäten: Zur Geschichte militärzugehöriger und kombattanter Frauen. Heldenjungfrauen, Amazonen, Soldatenfrauen, Frau Oberst, Rotkreuzschwester – historische Begriffe, die in ihrer Zeit verwendet wurden. Frauen standen also nicht nur am Rande eines Krieges sondern waren Teil der Armeen selber waren. Das Phänomen des Trosses in der Frühen Neuzeit ist nicht zu unterschätzen, es war ein Verhältnis von 3:1 zu Soldaten. Es gibt immer wieder „Amazonen“, so auch eine Schweizerin, die ihren Mann, der Napoleon diente, 20 Jahre begleitete. Im 19. Jh. wird der Tross immer weiter zurückgeschraubt. Die Entwicklung geht weg von den stehenden Konskriptionsarmeen hin zu Wehrpflichtarmeen (allgemeine Wehrpflicht). Ein neuer Typus des Soldaten wird geschaffen, der ledig und jung ist und seinem Staat dient. Dafür bekommt er Rechte. 1793 gibt es die erste allgemeine Wehrpflicht, 1814 in Preußen, 1862 in Italien, 1868 in Österreich-Ungarn, 1870/71 Gesamtes Deutsches Reich, 1916 England (der letzte Staat in Europa!), 1940-73 in den USA. Oft ist die Wehrpflicht gekoppelt mit der Gründung von einem Nationalstaat. Armeen werden zu rein männlichen Institutionen, Männer sind auch für kochen und putzen zuständig. Trotzdem gibt es noch wenige Frauen, die Teil der Armeen sind. Im WWI kommen die Armeen aber auch nicht aus ohne Frauen, ab 1917 waren in der K&K-Armee 50.000-70.000 Frauen angestellt hinter der Front. Im WWII gab es die Wehrmachthelferinnen, verstärkt ab 1942 eingezogen, ca. 500.000 Frauen insgesamt. Es gab immer wieder Frauen, die sich als Männer verkleideten (cross-dressing) – bereits seit der Frühen Neuzeit bekannt. Frauen sind aber nicht nur Opfer, sie sind auch Mittäter – vor allem am WWII wurde dies stark diskutiert. Im Golfkrieg wurden bereit 25.000 Soldaten eingesetzt, in Russland gibt es 15% Soldatinnen, auch in den USA steigt es. Oft kommen diese Frauen aus der Unterschicht, es wird versucht der Armut zu entkommen. Die Öffnung für Frauen, vor allem für kombattante Positionen, wurde aber nicht freiwillig vollzogen, sondern sie mussten regelrecht gezwungen werden (durch Gerichte, wie in Kanada, USA, Deutschland).

3) Von der Wirkmacht der polaren Geschlechterordnung: Der „soldatische Mann“ und die „friedfertige Frau“. Frauen wurden im 19. Jh. festgelegt auf einen gewissen Platz, meist auf karitative Funktionen. Es wurden patriotische Frauenvereine gegründet, die Geld sammelten. Es entstanden auch Pflegerinnen und Krankenschwestern. Florence Nightingale 1853/56 verpflegt Soldaten im Krimkrieg – sie erreichte eine große Popularität. Die Frau wird per se die Friedfertigkeit zugeschrieben, dies ist auch bildlich zu sehen. Die Männlichkeit hingegen wird immer mehr verbunden mit Krieg. Es wird den Frauen moralisch auferlegt friedfertig zu sein. Dieser Diskurs ist vor allem im WWI sehr stark von dieser Bipolarisierung. Von der Wehrpflicht werden aber bei weitem nicht alle erfasst, es sind also bei weitem nicht alle „Männer“. 1870 waren 21,1% körperlich tauglich, am Höhepunkt 1900 27,7%!

4) Grenzüberschreitungen und Ambivalenzen: Krieg und Erfahrung. Auch wenn Frauen im späten Kriegswesen mehrheitlich Kriegsfürsorgedienst leisteten und also kombattante Frauen ein Randphänomen waren, kann doch nicht gesagt werden, dass diese Frauen rein als Frau aufgegangen sind. Die Kriegserfahrungen hatten durchaus emanzipatorische Effekte.

5) Krieg und sexuelle Gewalt: Trotz alledem waren Frauen immer Opfer. Frauen werden bei Kriegshandlungen oft nicht als Akteurin wahrgenommen sondern als sexualisiertes Objekt. Die Krankenschwester war nicht nur pflegend dargestellt sondern oft als Hure, als lüsternde Frau. Im modernen Kriegswesen wurden Frauen Opfer mehr denn je, weil die Zivilbevölkerung immer bei den Kriegen zu leiden hat. In vielen Kriegen sind Frauen die größere Opfergruppe als Männer. Kriegsvergewaltigungen hat es immer gegeben, aber im 20. Jh. hat es verheerende Auswirkungen gegeben. Frauen stehen als Frauen an der „Front“. Frauen werden doppelt zum Opfer gemacht, denn sie werden vergewaltigt und es soll noch eine Ehrbeschmutzung sein für den Ehemann, damit dieser auch beleidigt wird.

18
Jan
2007

11. Einheit vom 18. Jänner 2007

Geschwächte Staaten und prekarisierte Männlichkeiten: Neoliberalismus und Neue Kriege von Eva Kreisky

Die Vortragende ist krank – deswegen kann diese Einheit nicht statt finden. Informationen über diese Einheit sind aber trotzdem über die Vorlesungswebsite zu beziehen!

17
Jan
2007

10. Einheit vom 11. Jänner 2007

Der Irak zwischen Staatszerfall und nationbuilding von Thomas Schmiedinger

Irak war ursprünglich britisches Protektorat, formal dann unabhängig aber immer noch unter britischer Vorherrschaft. Die Haschemiten wurden als Königsfamilie eingesetzt (dieses sunnitische Königshaus regiert heute noch in Jordanien). Es wurde aber nicht geschafft eine gemeinsame Nationalstaatlichkeit zu schaffen. Von Anfang an war der Staat multiethnisch. Im Norden waren v.a. die Kurden, im Zentralirak die sunnitischen Araber und im Süden die schiitischen Araber. Daneben gab es aber viele Minderheiten, die nicht eindeutig zuordenbar sind. Er ist aber nicht eindeutig zuordenbar und es gibt viele Übergänge. Die größte Partei war die Kommunistische Partei in den 1930er Jahren, es war die einzige Massenpartei, die ein Konzept zu einem Gesamtirak hatte. Die KP vertrat eine „iraqiness“. Der größte Gegenspieler war die Baathpartei, die arabisch-nationalistisch geprägt war und viele Kleingruppierungen umfasste, in den frühen 1940ern auch eine Sympathie mit Nazi-Deutschland. 1936 gab es einen Militärputsch, welcher das Königshaus kurz stürzte. So wurde Irak in den WWII hineingezogen, weil Großbritannien nicht wollte, dass Irak mit Deutschland gemeinsam kämpft. In diesem kurzen Machtvaakum fand der erste Pogrom gegen Juden statt, zuvor auch schon gegen Syrer im Nordirak. Es war aber noch ein Minderheitenprogramm, aber den 1950ern änderte sich dies, vor allem wegen den Vorbildern Ägypten und Syrien. Es gab aber Debatten ob es ein eigener Nationalstaat wäre oder später in einen großen arabischen Staat aufgehen sollte. Die KP und die Linke vertrat das erstere, die Nationalisten das letztere. Das Militär putschte, und die Monarchie wird endgültig abgeschafft. Es wird eine Republik geschaffen und viele Reformen gestartet. Die Linke wird aber nicht offiziell erlaubt, sie wird aber doch wieder gebraucht um die Macht der linken Militärs zu sichern.

1963 putscht die Baath-Partei mit anderen gegen ? und erstmals wieder Fang? an die Macht. Im Gegensatz zu früher, verläuft dieser Putsch äußerst blutig. Insgesamt 10.000 Kommunisten werden umgebracht, was wiederum die Bevölkerung gegen die Baath-Partei aufbringt. 1968 putscht sich aber die Baath-Partei wieder zurück an die Macht. Nun hatte die Baath-Partei gelernt, es kommt zu keiner Gewalt, ja sogar zu einer Liberalisierung. Gefangene werden entlassen, es wird versucht ein Ausgleich mit Kurden und Religion zu machen. Aber es bleibt Propaganda und durch den Kalten Krieg und der Hinwendung der Baath-Partei zur SU wird die KP in die Regierung aufgenommen. Die KP hat immer noch die Massenbasis, genau das, was der Baath-Partei fehlt. Die Baath-Partei übernimmt nun die Kontrolle der Vorfeldorganisationen der KP. In den 1970ern erscheint es dann als relativ erfolgreiches Projekt. Es erfolgt so etwas wie eine Stabilisierung, dank den Öleinnahmen, die sinnvoll investiert werden. Aber dies geschieht unter dem Preis von immer autoritären Zügen. Die Situation ändert sich mit dem 1. Golfkrieg, die gesamte Opposition wird nun endgültig ausgeschalten. Auch zuvor gab es schon Repressionen, aber ab den 1980ern ist jegliche Opposition Landesverrat. Tatsächlich gehen immer wieder, besonders kurdische Organisationen, Gruppen mit dem Iran zusammen. In der Endphase des Krieges kommt es zu einer ? Kampagne im irakischen Kurdistan. Es wurde versucht, die Zivilbevölkerung zu vernichten oder zu konzentrieren um die Guerilla den Boden zu entziehen. Man geht von 180.000 kurdischen Toten aus in den 1980ern. Teilweise wurden die Dörfer mit Giftgas ausgeräuchert. Der gewaltsame Versuch den Irak zu einem rein arabischen Staat zu machen delegitimierte den Staat. Am Ende des Irakisch-Iranischen Krieges haben eigentlich beide Staaten verloren, keiner erreichte seine Ziele. Beide lagen aber ökonomisch am Boden, der Irak hatte eine extreme Auslandsschulden, vor allem bei arabischen Staaten. De facto war der Irak zahlungsunfähig. Dies war nun auch einer der Hauptgründe warum Kuwait 1990 angegriffen wurde, weil man dort besonders viele Schulden hatte. Man rechnete nicht, dass es eine Militärintervention geben würde. Zwar wurde der Irak besiegt, es kam aber nicht zum Sturz des Regimes. Im Süden gab es viele Aufstände, diese wurden aber doch wieder zurückgedrängt. Im Norden gab es zwar eine Schutzzone, aber nach ihm nur, weil man die Flüchtlinge (100.000e) nicht in Europa haben wollte. Es gab dann das Oil-for-Food-Programme. Dies war aber sehr undurchsichtig, und das Regime redete sich dann auf die internationalen Organisationen heraus, warum die Wirtschaft so schlecht lief. In den 1990ern wurden vor allem die Paläste gebaut. Geld war da, aber es wurde immer weiter privatisiert. Auf die schlechte Lage redete man sich auf die USA und Europa aus, hinter den Kulissen wurde aber viel gebaut. Die PUK und die PKK kontrollierten den Norden, beide sehr traditionalistisch und durch Clans geprägt. Sie waren auch in die Korruption eingebunden.
Bereits in den 1990ern gab es also in allen drei Teilen informelle Ökonomien und die Struktur war durch Clans, personale Abhängigkeiten gezeichnet. Es war ein „rotten state“. Es war deshalb nicht überraschend, dass 2003 das Regime rasch zusammenbrach. Obwohl die irakische Armee einst die beste Armee der arabischen Welt war, war diese größtenteils nicht aktiv. Viele gingen einfach nach Hause. Es sah so aus, dass der Krieg also glimpflich verlaufen wäre. Aber es wurden viele Fehler begangen. Der eine Hauptfehler war vielleicht einen schlanken Krieg zu führen mit wenigen Soldaten zu führen. Der andere, dass die Armee, das letzte staatliche Element, einfach aufgelöst wurde und mit den Waffen nach Hause geschickt wurde. Trotzdem war es zunächst noch ruhig. Bis Anfang 2004 Zunahme von Anschlägen, aber primär gegen die Besatzungsgruppen. Dies änderte sich mit den Djihad-Truppen, die mehr und mehr irakische Zivilisten angriffen, gleichzeitig zogen sich die Besatzungstruppen zurück. Die Angriffe galten vor allem der Ausbildung der irakischen Demokratie. Seit Anfang 2006 verschob sich dies wiederum auf ethnisierte Gewalt. Es gab durchaus einen Aufschwung in der Zwischenzeit. Die einzigen Kräfte, die überlebten, waren die ethnische und religiöse Komponente. Alles andere ging ins Exil oder wurde ermordet. Verschärft wurde die Situation durch die Wahlen. Diese wurden zwar zunächst begrüßt, aber überall gewannen die Parteien dort, die Gebiete beherrschten. Nicht-ethnische und nicht-sektiererische Kräfte wurden so an den Rand gedrängt. Ende 2003 war der Irak bereits beängstigend von ethnisch-religiösen Kräften bestimmt. Insbesondere nach den Anschlägen 2006 auf wichtige schiitische Plätze spitzte sich die Situation zu. Lokale Machthaber rissen Kleinterritorien an sich und Kämpfe brachen aus.

Also obwohl zunächst eine Verfassung ausgearbeitet und angenommen wurde. Es gibt ein Parlament und Regierung, die sehr pluralistisch sind. Obwohl an der Oberfläche Demokratisierung, darunter starke Ethnisierung. Es wird Ethnisierung in den einzelnen Gebieten versucht, für Minderheiten ist die Position besonders prekär. Eigentlich dachte man sich 2003, dass 100.000e flüchten werden – die Zeltstädte blieben leer. Nun wo der Krieg zu Ende ist, und lokale Kleinkriege herrschen flüchten jetzt die Iraker zu hunderttausenden. Über 1 Mio. Menschen sind auch intern Vertriebene. Gewalt ist im Irak heute privatisiert. Die privaten Sicherheitsdienste verschärfen die Situation, weil ohnehin Staatlichkeit fehlt. Durch extrem hohe Zahlungen für Geiselbefreiung von Westlern wird die Gewalt angetrieben. Er fürchtet, dass die prekäre Situation für die Zivilbevölkerung auf längere Situation bleiben wird. Es kann sein, dass sich einzelne Staaten entwickeln werden.

Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten ist relativ plötzlich entstanden, aber es gibt historische Wurzeln.

Die Nachbarstaaten spielen alles andere als eine konstruktive Rolle. Vor allem Syrien, Türkei und Iran haben Angst vor einem Kurdistan. Andererseits wurde in den letzten Monaten bewusst, dass man keinen failed state vor der Haustür haben will.

Milizen wie die von al-Sadr sind relativ schlecht ausgerüstet.

Die Baath-Partei wandelte sich in den 1990ern von einer säkularen Partei zum Islam hin. Es gab eine Rückbesinnung, vor allem aber auf das sunnitische Element. Die Schiiten wurden als Perser defamiert.

16
Dez
2006

9. Einheit vom 14. Dezember 2006

„Der „militärische Wohlfahrtsstaat“ der Neuzeit. Das Beispiel der Habsburgermonarchie und ihre Staatsbildung“ von Anton Tantner

Hochedlinger hat den Begriff „Staatsverdichtung“ geprägt. Hier geht es um die Herausbildung des Staates, insbesondere durch das Militär. Das Militär braucht Geld, dadurch muss die Finanzierung gewährleistet werden. Für die Armee werden außerdem Männer gebraucht, die erfasst werden müssen in einem Verzeichnis. Moderne Staaten definieren sich über das Detail, sie entwickeln sich zu einem „polizierten“ Staat (Häuser werden gezählt, Karten werden angelegt). Ab 1754 werden im Habsburgerreich Volkszählungen durchgeführt. Bereits ab 1748 wird ein Kataster (tatsächlichen Verhältnisse des Landes) angelegt. Dadurch wurden im Habsburgerreich auch Zentren und Peripherien geschaffen. Bei der Konskription (Aushebung der gemusterten männlichen Bevölkerung) spielt speziell das Militär eine wichtige Rolle.

Besonders eindrücklich ist die „Seelenkonskription“ 1770 bei der auch Hausnummern aufgebracht werden. Dies ist vermutlich ein Detail in der Geschichte, aber nur so kann es einsichtig werden, wie die großen Konstruktionen entstehen können. Es können also Erkenntnisse gewonnen werden die sonst nicht aus der Vogelperspektive gesehen werden können. Es gibt ein neues Rekrutierungssystem, dass alle männlichen und wehrfähigen Männer erfasst werden, die Konskription erfolgt nun gar nicht mehr versteckt, es wird zugegeben, dass es für das Militär gemacht wird. Der Konskription geht eine langwierige Debatte voraus, es kommt aber damit zu einem weiteren Schritt der Militarisierung und der Verstaatlichung. Am 10.03.1770 wird das Patent publiziert.

Auf der niedrigsten Ebene werden Lokalkommissionen eingesetzt, die aus fünf Personen bestehen. 1786 Personen sind insgesamt für die Erhebung zuständig, es ist nicht leicht Leute zu finden. Der militärische Hauptzweck ist ersichtlich schon daraus, dass von den Männern viel mehr Daten erhoben werden als von den Frauen (diese werden nur summarisch erfasst, ohne Namen!). Neben der Konskription werden eben auch Hausnummern angebracht, die mit schwarzer Farbe über die Haustüre gemalt werden (Ausnahme ist Wien, rote Farbe). Nummeriert wird nicht straßenweise sondern nach der ganzen Ortschaft, dabei durfte kein Haus übergangen werden. Es wird dabei kein Unterschied zwischen Adeligen und Bauern gemacht, was deswegen auch Widerstand hervorruft, weil es eine Gleichsetzung ist. Die Zahlen werden mit „deutschen“ (also arabischen) Schriftzeichen angebracht, die Zahl allein aber reicht nicht, sondern es muss zuvor auch eine Abkürzung von Nummer stehen, damit es nicht mit der Jahreszahl verwechselt wird. Für jüdische Häuser hingegen werden römische Schriftzeichen verwendet --> klare Abgrenzung.

In ganz Europa verbreitet sich die Nummerierung, es ist charakteristisch für das 18. Jh., weil dieses von Ordnung und Klassifikation geprägt ist. Ab Mitte des 18. Jh. werden fast überall Nummerierungen angebracht. Zunächst in Madrid, bald darauf in Triest und London. 1766 in Tirol und 1767 in Vorderösterreich. 1770 dann eben auch die böhmischen und österreichischen Länder. 1786 schließlich Ungarn und Mailand. Die Begründungen für die Nummerierung sind zahlreich (Bettler, Militär).

Es gibt vier Arten, wie die Nummerierung angebracht wird:
1) ortschaftsweise (wie im Habsburgerreich)
2) viertelweise (wie in Main und Augsburg)
3) blockweise (wie in Mannheim)
4) straßenweise (in Wien ab 1860, als „Orientierungsnummern“ bezeichnet)

Im innerösterreichischen und im schlesischen geht es gleich nach der Verkündigung des Patents im März 1770 mit der Umsetzung los. Im Rest erst im Oktober. Es vergehen viel mehr als die 3-7 Monate, die ursprünglich eingeplant waren. Es dauert bis Februar 1773, bis das Endergebnis präsentiert werden kann. Aber das Endergebnis existiert nicht mehr, es scheint auch nicht so interessant für die Zeitgenossen gewesen zu sein. Aber ca. 1,1 Mio. Häuser sind erfasst worden, wobei es eine Streitfrage ist, was denn tatsächlich ein Haus sei. Verglichen mit den Volkszählungen zuvor werden aber viel mehr Menschen erfasst als früher. Dies ist überraschend, weil es im Zeichen des Militärs stand, andererseits wurde es noch nie so gründlich durchgeführt. Aber in Böhmen werden durch die Zahlen auch für die Getreideverteilung benutzt um zukünftige Hungersnöte zu vermeiden, es reicht also durchaus über die militärische Dimension hinaus.

Weil die Offiziere selbst herumreisen, sollen diese dann auch gleich beschreibende Berichte abliefern. Es wird erst relativ spät vom Militär realisiert welch enormes Potential in der Informationsbeschaffung in der Peripherie steckt. Das Volk ist zT gar nicht so abgeneigt vom Militär, vilemehr werden die Offiziere als Medien wahrgenommen. Auch wird die Rekrutierung durchaus auch positiv aufgenommen, weil der Robot so hart ist. Es gibt aber auch selbstverursachte Verstümmelung und Flucht, es ist aber keineswegs ein Massenphänomen. Im ganzen sind die Offiziere durchaus zufrieden. Die vielen Klagen der Bevölkerung aber haben auch das Potential der Aufruhr in sich, so kommt es 1775 zum großen Bauernaufstand. Angeblich gibt es dabei durchaus Zusammenhänge, weil die Versprechungen der Offiziere nicht eingehalten werden.

Die Offiziere kritisieren auch einiges. So bemängeln sie, dass „viehische“ Leben der Bauern, also die Sauberkeit. Teilweise wird die Situation der Bauern durchaus mit der sozialen Lage und dem daraus resultierenden Wohlergehen gesehen. Das Militär kooperiert oft nicht mit den Grundherren, sie gehen viel weiter als die zentralen Behörden. Die Armee braucht körperlich starke Soldaten. Der Bauernschutz erklärt sich also aus Soldatenschutz. Es werden viele namenslose und alterslose Leute angetroffen. Dies ist auch sehr problematisch für die Erfassung. Aber auch die bauliche Beschaffung wird kritisiert. Es gäbe sehr viele „Dumme“, weil die Leute zu verstreut leben und so nicht in Schule und Kirche kommen. In Teschen wird kritisiert, dass die Pferdeställe zu niedrig sind, diese Beschwerde wird tatsächlich von der Bürokratie aufgegriffen.

Auch die Essgewohnheiten und die medizinische Versorgung ist für das Militär interessant. Es gibt eine Sorge um das Wohlergehen des Volkes, staatliche Maßnahmen werden ergriffen. Josef II will eine militärische Ebene neben der zivilen Ebene einführen, ein Kantonsystem, dass an Preußen angelehnt ist. Das Militär entdeckt also die „soziale Frage“, aber bald wird diese wieder vergessen.

10
Dez
2006

8. Einheit vom 7. Dezember 2006

„Kriegerische Konflikte am Balkan“ von Vedran Dzihic

Ex-Jugoslawien ist ein sehr emotionalisiertes Feld, welches oft in der Diskussion die Fakten außen vor lässt. Dzihic versucht das Festhaltbare zu präsentieren und dann zu interpretieren. Einerseits wirft er einen Blick abseits vom Staat auf den Zusammenbruch, ein Blick auf die Mikroebene, andererseits versucht er dies auf eine theoretische Ebene zu heben.

Crashkurs der Geschichte von 1900-1990
1900 ist der Westbalkan im Besitz der Großmächte. Auslöser des 1. WK ist unmittelbar mit dem Raum verbunden, weil am 28.6.1914 Thronfolger Ferdinand in Sarajevo erschossen wird – was übrigens der am selben Tag ist wie die Schlacht am Amselfeld, am selben Tag wird 1929 die Königsdiktatur eingesetzt und am selben Tag gibt es eine Rede von Milosevic 1989 für den Krieg und am selben Tag wird Milosevic nach Den Haag geführt.

Das Königreich SHS wird gegründet, immanente Grundprobleme werden bereits dort manifestiert. Es gibt den Zentralismus der hegemonialen Serben gegenüber dem Föderalismus der Kroaten. Es gibt keine Modernisierung, das Land ist sehr durch Subsistenzwirtschaft geprägt. Der 2. WK hat enorme Bedeutung bis heute. Am 6.4.1941 beginnt der Krieg der Mittelmächte gegen Jugoslawien – ohne Grund. Das Gebiet wird aufgeteilt. NDH wird für Kroatien errichtet, welches große Verbrechen ausübt, besonders das KZ Jasenovac. Es bildet sich eine dritte Kraft heraus, die Partisanen welche auch den Krieg gewinnen. Als einziges Land in Osteuropa kann sich so Jugoslawien selbst befreien. Das Land ist nun mit marxistisch-ideologischen Grundsätzen geprägt. Es basiert nun auf einer Föderation und man ist führend in der Blockfreien Bewegung. Der Untergang von Jugoslawien mit dem Tod von Tito 1980 eingeleitet. Mit diesem Tag beginnt die Desintegration von Jugoslawien. Die Trias Armee, Polizei und Partei zerbricht. Die ökonomische Krise verstärkt sich, zunehmend gibt es Probleme mit Nationalismus. Es gibt im Land selbst krasse Unterschiede beim BIP und bei der Arbeitslosigkeit. Im Jänner 1990 findet der 14. a.o. Kongress der KP Jugoslawiens statt. Es kommt zum Auszug der Slowenen, dann auch der Kroaten. Bald darauf zerfällt das Bündnis. In der Folge finden freie Wahlen statt, die aber keineswegs zu einer richtigen Demokratie führen.

Der Balkan ist ein konstruierter Raum, der nur noch konstruierter durch den Krieg in den 1990ern wurde. Die Bilder kreierten einen vorurteilsgeladenen Blick, der voller Klischees ist. Es handle sich am Balkan um ein mit Hass erfülltes Gebiet. Besonders Robert Kaplan tut sich 1993 hervor, der in seinem Buch „Balkan Ghosts“ schreibt: „So ließe sich behaupten, dass Narzissmus eine balkanische Erfindung sei“. Die öffentliche Meinung wurde sehr stark von den Medien konstruiert. Es handelt sich um einen Krieg der Bilder.

Für die Kriegsursachen gibt es keine monokausalen Erklärungsmuster. Es ist eine Vernetzung von unterschiedlichen Faktoren wie: Machtvakuum, wirtschaftliches Chaos und Schwierigkeiten, Rivalitäten werden mythologisierend wieder aufgebaut, Ungleichheit zwischen den Regionen, Lobbying von außen für Sezession, Jugoslawien hatte nicht mehr die privilegierte Position in der Welt, der Zusammenbruch der SU, Verschuldungskrise.

Im August 1990 kommt es in der serbischen Kraina zu einer Rebellion gegen die neue Staatsmacht in Kroatien (HDZ). Dies ist der Beginn des Krieges ohne einen einzelnen Schuss. Im März 1991 setzt Milosevic (der seit 1986 in Serbien an der Macht ist) gegen Demonstranten Panzer ein. Am 16.3.1991 sagt Milosevic: „Jugoslawien ist vorbei“. Zwischen Februar und Juni 1991 finden in Kroatien die ersten bewaffneten Konflikte statt. Tudman nimmt im Mai das Vorgehen der jugoslawischen Volksarmee als offizielle Kriegerklärung auf. Zwischen 27.6. und 7./8.7. findet der 10-Tage-Krieg in Slowenien statt. Die slowenische Territorialverteidigung setzt sich zur Wehr. Es wird der Beschluss gefasst, dass sich die jugoslawische Armee zurückzieht nach Kroatien und Bosnien. Vukova und Dubrovnik werden dann massiv angegriffen und erobert. Bis heute gilt deswegen der Mythos des Opfers.

Allgemein kann der Krieg als ein Scheitern der internationalen Gemeinschaft angesehen werden. Es gab viele Versuche und Friedenspläne, was dazu führt, dass bereits 1991 die UNPROFOR eingesetzt wird. Dies passiert aber in einem völlig undurchsichtigen Konflikt, und die UN-Truppen sollten kroatische und serbische Soldaten auseinander halten. Ante Gotovina beging viele Kriegsverbrechen. Der kroatische Staat versuchte dann ungehindert diesen zu einem rein kroatischen Staat umzuändern. Am blutigsten war die Situation in Bosnien. Es bekriegten sich die SDA von Izetbegovic, die SDS von Karadzic und die HDZ. Die Serben rissen 70% des Gebietes an sich und es setzten ethnische Säuberungen ein – genauso aber auch in Kroatien. Es setzen auch Konflikte zwischen Kroaten gegen Bosniaken ein, auch Bosniaken gegen Bosniaken. Zwischen 1992-1994 kann keine Ruhe geschaffen werden. Erst Clinton kann ein Ende der Kriegshandlungen herbeiführen. Erst im Juni 1995 kommt es in Srebrenica in der Schutzzone der UN, welche erobert wird, zum Mord von ca. 8.000 muslimischen Männern und Kindern. Nun schaltet sich die NATO ein, Dayton wird ausverhandelt. Es gibt 150.000 Tode und 300.000 Verletzte.

Der letzte große Krieg findet 1999 statt. Es beginnt bereits 1996/1997 mit der Auseinandersetzung der UCK mit serbischen Truppen. 1999 kommt es dann zum Luftangriff und es folgt die Kapitulation Serbiens.

1980 weinen sowohl serbische als auch kroatische Fussballspieler als während einem Spiel der Tod von Tito bekannt gegeben wird. 1990 kommt es dann wieder zu einem Spiel zwischen einem kroatischen (Dynamo Zagreb) und einem serbischen Fussballklub (Roter Stern Belgrad). Es kommt zu Tumulten zwischen den Fans. Der kroatische Staat macht Politik daraus. Einer dieser Fans ist Akan, die Tigers waren seine Spezialeinheit, die die dreckige Arbeit machten. Er wurde zu einer heroischen Männerfigur stilisiert. Auch auf der gesellschaftlichen Ebene wurde er anerkannt, weil er mit dem Megapopstar Zeza heiratet. Am 12.10.2005 kommt es zu einem Freundschafsspiel zwischen Serbien und Bosnien. Serbische Hooligans verletzen dabei bosniakische Fans.

2
Dez
2006

7. Einheit vom 30. November 2006

„Der Halbmond und die Doppeladler. Historische politische Geographie Südosteuropas“ von Gerfried Mandl (Anthropologe)

Auf der Balkanhalbinsel gibt es eine große Vielfalt (Zersplittertheit) an Sprachen, während Westeuropa relativ einheitlich dasteht. Alles ist sehr kleinräumig. Warum sich die heutige Situation so darstellt, soll mit dieser Vorlesung dargestellt werden und von der Antike bis 1900 reichen.

Im Römischen Reich begannen sich die Leute als Römer zu fühlen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat der Balkan eigentlich eine gleiche Geschichte wie Westeuropa. Das Weströmische Reich zerfällt jedoch und es herrscht für einige Jahrhunderte Chaos, während das Oströmische Reich bestehen bleibt. Im Westen beruhigt sich aber dann die Situation und die Völker lassen sich nieder, während im Osten weitherin viele Völker aus dem Osten kommen (6.-13. Jh.). Andererseits bleiben in Ostrom die Strukturen bestehen. Es gibt einen Einsiedlungsprozess der Slawen, weil der Limes kaputt geht. Stämme sickern ein, diese siedeln sich zunächst im Süden an. 626 stehen die Slawen vor den Toren von Konstantinopel, sie kooperieren sogar mit den Sassaniden! Aber Byzanz kann zurückschlagen. Reformen waren notwendig und mit der Hilfe von Söldnerheeren (obwohl Barbaren) zur Verteidigung verbreitet sich die Seemacht Byzanz wieder, vor allem an der Küste.

Das nächste Volk das eindringt sind die Bulgaren, welche die ersten großen Gegner für Byzanz sind. Diese nehmen sich Byzanz als Vorbild, breiten sich aber relativ fern von der Stadt aus. Das Bulgarische Reich hat seinen Höhepunkt am Anfang des 10. Jh. – sie wollten die Rolle Byzanz einnehmen. Es gab langwierige Auseinandersetzungen, die antiken städtischen Kulturen verschwinden, weil diese besonders anfällig sind. Diese waren zuvor überregional ausgerichtet, nun haben sie nur mehr lokale Bedeutung. Früher war Byzanz das Reich der Städte, nun war es das Reich der Dörfer. Es herrschte Menschenmangel, was fatal war, denn Byzanz baute primär auf den Einnahmequellen der Bauern auf. Dadurch kam Steuerdruck auf und Landflucht setzte ein. Dieser Prozess verursachte Bauernaufstände was zu Krisenjahren führte. Es ging dann auch Kleinasien verloren, was eine der Lungenflügel Byzanz (neben Balkan) beseitigte.

Die Normannen breiten sich auf Sizilien und Süditalien aus, sie greifen auch auf Albanien über. Die Ungarn bilden sich und ein neues Reich und damit Konkurrenz zu Byzanz. Auch Serbien bildet sich. Im 12. Jh. gewinnt aber Byzanz nochmals die Oberhoheit der staatlichen Strukturen und will sogar Ungarn angreifen. Aber rasch verliert es wieder viele Gebiete. Der 4. Kreuzzug von 1202-1204 verwüstet Byzanz, welches daraufhin kurzfristig verschwindet. Daraufhin gab es nur mehr Feudalreiche. In Bosnien und Mazedonien gab es viel Silber und Gold, was der Schubfaktor für den schnellen Aufstieg für Serbien war. Es wollte nun auch ein eigenes Patriarchat – dies ist wichtig, weil später dieses die ethnischen Strukturen trägt. Es gibt immer wieder Bevölkerungsumsiedlungen, weil Bauern für die Kolonien gebraucht werden.

Gegen Ende des Reiches gibt es nur mehr Söldner, obwohl Byzanz diese gar nicht mehr bezahlen kann. Die Osmanen werden als Söldner angeheuert und statt Lohn bekommen sie Territorium. 1359 aber greifen die Osmanen Byzanz an, erst hundert Jahre später kann es aber erst erobert werden. Die Osmanen sind wie ein Fisch im Wasser und erobern die ganzen Gebiete, sie übernehmen auch die Strukturen der Byzantiner. Es wurden drei Amselfeldschlachten mit den Serben gefochten, denn die Osmanen wollten ihre Ressourcen sichern, die vor allem im Kosovo lagen.

Ragusa (Dubrovnik) war eine Durchgangsstadt zwischen West und Ost. Als erste Macht verfügten die Osmanen ein stehendes Heer in Europa, Mitte des 16. Jh. hatten sie 90.000 Mann. Dies war beeindruckend, vor allem von der logistischen Seite. Am Balkan gab es keine Probleme, dafür aber in Anatolien die Soldaten zu versorgen. Das negative bei einem großen Heer ist die Kostenspirale. Es waren immer wieder Expansionskriege notwendig, damit die Soldaten beschäftigt waren und ein Lehen bekommen konnten. Die Osmanen hatten damit dieselben Probleme wie Byzantiner zuvor. Es gab wieder einen Wettbewerb um die Bauern und Siedler. Viele Leute aus Anatolien wurden im Balkanraum angesiedelt. Staat und Feudalsystem funktionierten so gut, dass sie bis ins 18./19. Jh. andauerten. Der Balkan war sehr ländlich geprägt. Die osmanische Toleranz – im religiösen Sinne – ermöglichte die Vielfalt aufrechtzuerhalten. Es gab keine Harmonisierungstendenzen. Große Straßen, Buchdruck, Neuerungen waren nicht notwendig. Im 19. Jh. war deswegen das Osmanische Reich sehr veraltet.

Im Norden bildete sich mit der Zeit eine Patt-Situation im 17. Jh. mit den Habsburgern. Es gab keine langfristigen Erfolge. Die Grenzregion wurde von den Habsburgern zum Niemandsland erklärt – obwohl es eigentlich fruchtbarer Boden war (so etwas wäre im Westen nie möglich gewesen). Wehrbauern wurden angesiedelt an der Militärgrenze, der Krajina. Es gab auch keine Entwicklung in diesem Gebiet. Im 19. Jh. war der osmanische Zentralstaat arg geschwächt. Ethnische Konflikte spielen aber erst sehr spät eine Rolle. Konflikte gibt es einerseits wegen Bauernaufständen (wegen zu hohen Steuern), andererseits wegen Lokaldespoten. Ein weiterer Faktor war der Umstand, dass sich die europäischen Machtblöcke für den Balkan zu interessieren begannen. Dieser Einfluss von außen war ganz entscheidend. Auswärtige Intellektuelle spornen Leute vor Ort an – obwohl diese ihre eigene Geschichte gar nicht kannten.

Der Balkan hat eine besondere Geschichte, nicht wegen seiner peripheren Lage sondern weil besonders viel los war bis zum Hochmittelalter. Aus allen vier Himmelsrichtungen gab es Bevölkerungsbewegungen. Es konnte keine Grundstruktur geschaffen werden. Das Osmanische Reich war dann immer präsent – obwohl es sehr schwächelte im 19. Jh. Auch war das Feudalsystem immer präsent, die gesellschaftliche Situation wurde konserviert. Durch die Toleranz gab es ethnisch heterogene Einheiten!

24
Nov
2006

6. Einheit vom 23. November 2006

„Alte Schlachten und Feldzüge. Kleine Strukturgeschichte bis zum 1. WK…“ von Thomas Kolnberger

Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen Zivilem und Militärischem. Beim 30-jährigen Krieg wurde nur die wenigste Zeit gekämpft.

Die Wehrfähigkeit war von enormer Bedeutung. Beim Beispiel Schweiz sind die Kantone deshalb so klein, dass die Wehrfähigkeit gewährleistet blieb. Auch bei politischer Mitbestimmung war dies enorm wichtig (deswegen auch so spätes Frauenwahlrecht in der Schweiz). Damit gab es auch ein gemeinsames Training – dadurch konnten „unbesiegbare“ Ritterheere geschlagen werden. Allerdings hatten die Schweizer keine gute Strategie.

Cortez besiegte die Azteken nicht mit seinen wenigen Spaniern, sondern vielmehr mit regionalen indigenen Kräften, die sich gegen den Hegemon auflehnten und die Spanier als Instrument benutzten.

Krieg in der Frühen Neuzeit war dort, wo die Armee stand. Es ging darum sein Heer zu halten, es gab im eigentlichen Sinne keine Entscheidungsschlachten. Ganze Landstriche wurden verwüstet („wie die Heuschrecken“). Es wurde nur in reichen Gebieten Krieg geführt, damit die Armee erhalten werden konnte – strategisch günstige geographische Lagen waren meist nicht entscheidend. Vor allem Belagerungen, oft Aushungerung von Städten. Dabei wurde außerhalb der Stadt auch ein städtisches Leben aufgebaut. Es war also nicht rein militärisch!

Durch die Dauer des 30-jährigen Krieges (1618-48) passierte ein Lohndumping, es wurde immer mehr outgesourct --> ein Söldnerproletariat entstand. „Die Heuschrecken haben die Gegend abgegrast“ --> Grund für das Ende des 30-jährigen Krieges. Im Endeffekt war immer eine Stadt unterwegs, es gab mehr Begleitpersonal als Soldaten, es war eine Dienstleistungs-Unternehmerschaft und Familie.Vor allem in den Armeen spielte Glaube überhaupt keine Rolle. Es gab sehr oft Zweckgemeinschaften, die Männer sorgten für Schutz, die Frauen für die Verpflegung. Der Krieg war für die Soldaten zum Überleben wichtig. Soldaten konnten genauso von Bauern überfallen werden.

Im 7-jährigen Krieg (1756-63) versuchte man weiterhin den Gegner durch Ausdünnung zu durchbrechen. Es wurden Kasernen gebaut um Disziplin und Drill einzuführen. Totale Institutionen wurden eingeführt, wie Schule oder Gefängnisse. Es kamen Uniformen auf. Nun waren Belagerungen nicht mehr auf Plünderungen ausgelegt. Es wurden erstmals Landesgrenzen befestigt und verteidigt.

Mit allgemeiner Wehrpflicht kamen Männer nur mehr Teil ihres Lebens in die Kaserne --> ab dann nur mehr für Männer (zuvor ganze Familie). Nun entstanden erstmals Fronten. Im WWI hatte der deutsche Generalstab die Niederlage im Vorhinein schon abgesehen (dadurch kam Dolchstoßlegende auf) – war ganz logisch für die damalige Zeit. Eisenbahnen wurden gebaut damit ein Heer möglichst rasch verschoben werden kann. Für die Männer mussten in den Fabriken dann alte Männer und Frauen einspringen.

23
Nov
2006

5. Einheit vom 16. November 2006

Exkursion zur Landesverteidigungsakademie

Es gab Vorträge von Brigadier Feichtinger und Mag. Krasser.

Zu beidem soll bald eine PPP bzw. eine Zusammenfassung von Kollegen auf der Website der LV zur Verfügung stehen: http://homepage.univie.ac.at/thomas.kolnberger/
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